13. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Markus (5,21-24. 35-43)
Es ist eine dramatische Situation: Ein Mann kämpft für seine Tochter, die zwölf Jahre alt ist, ein Alter also, in dem Mädchen damals heiratsfähig wurden. Sie ist sterbenskrank. Ob Jairus Jesus gekannt oder nur von ihm gehört hat, wissen wir nicht. Aber seine Not ist so groß, dass sich der besorgte Vater an Jesus wendet. Er traut Jesus zu, dass er sie retten kann. Jesus soll ihr die Hände auflegen, damit sie wieder gesund wird. Hat Jairus so ein Vertrauen zu Jesus? Oder ist es der letzte Strohhalm an dem er sich klammert, weil er total verzweifelt ist?
Und dann passiert es: das Mädchen stirbt. Jairus hat verloren. Seine Hoffnung wird zerstört. Und da fordert Jesus Jairus heraus: „Mach dir keine Sorgen! Hab nur Vertrauen!“ Mutet Jesus diesem Mann nicht etwas Unmenschliches zu? Welches Vertrauen soll er jetzt noch haben?
Als Jesus die Leute wegschickt mit der Bemerkung, dass das Mädchen nicht tot ist, sondern schläft, lachen sie ihn aus. Was Jesus vorhat, will er nur im kleinen, intimen Kreis vollbringen. Gott wirkt im Stillen, nicht im Sensationellen. Die Begegnung mit Gott ist immer etwas zutiefst Persönliches und Intimes. Da hat die sensationslüsterne Öffentlichkeit nichts zu suchen. Jesus zeigt hier, dass er und der Vater wirklich eins sind, dass Gott wirklich in und durch ihn wirkt. Er reanimiert das tote Mädchen.
Es ist interessant, das was hier geschieht, zu vergleichen mit einer Erzählung aus dem Alten Testament: Hier ist der Sohn einer Witwe gestorben und der Gottesmann, Elija, ruft ihn wieder zurück ins Leben. Dreimal streckt er sich über dem toten Knaben aus und ruft zu Gott: „Herr, mein Gott, lass doch das Leben in diesen Knaben zurückkehren!“ Gott erhört das Gebet Elijas. Bei Jesus ist es anders: Er braucht keine rituellen Handlungen, kein Bittgebet. Er sagt einfach: „Mädchen, steh auf!“ Und es geschieht. So wie in der Schöpfungsgeschichte: „Gott sprach, und es geschah.“ Jesus vertritt hier Gott selbst, Leben schaffend.
Welches Bild von Jesus wird uns hier geschildert? In den Evangelien finden sich drei Erzählungen, wo Jesus einen Toten zum Leben erweckt: den Jüngling von Nain, die Tochter des Jaïrus und Lazarus. Er, der von Gott Gesandte, ist Herr über die Grenzen der menschlichen Existenz, sogar noch über den Tod. Hier wird illustriert, was Jesus woanders gesagt hat: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Wer an Jesus glaubt, braucht auch den Tod nicht zu fürchten. „Dein Glaube hat dir geholfen“, sagt Jesus immer wieder, wo er Menschen wieder heil macht.
Ist das nicht die Botschaft dieser Erzählung von Jairus und seiner Tochter? Auf Jesus ist Verlass, zu ihm kann man Vertrauen haben! In unserem Leben sterben wir viele Tode: totale Enttäuschung, Verzweiflung, den Mut verlieren, in einer Sackgasse landen, Situationen der Ausweglosigkeit... Vertraue ich in solchen Situationen auf Jesus? Kann er mir helfen, wieder zum Leben zu finden? Glaube ich so an Jesus, dass ich sagen kann: Auch mein Tod wird überwunden werden. Auch mir wird neues Leben gegeben werden? „Mach dir keine Sorgen! Hab nur Vertrauen!“, sagt Jesus auch zu mir. Habe ich dieses Vertrauen zu ihm? Baue ich auf ihn? Bin ich bereit, ihn in mir wirken zu lassen, wenn er zu mir sagt: „Steht auf!“
Diese Erzählung fordert uns heraus, unser Vertrauen zu Jesus zu überdenken und alle Vorbehalte, die wir in uns spüren, aus dem Weg zu räumen. Ist unser Glaube an Jesus wirklich schon so reif geworden?